Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo)
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Verantwortlichkeiten des Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinators gemäß RAB
Allgemeine Rolle des SiGeKo
Der Sicherheitskoordinator trägt die Verantwortung für die Koordination der Arbeitsschutzmaßnahmen zwischen den verschiedenen Gewerken auf einer Baustelle. Er erstellt den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (SiGePlan), sorgt für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben der Baustellenverordnung und überwacht die praktische Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen auf der Baustelle. Er fungiert als Schnittstelle zwischen den beteiligten Parteien und stellt sicher, dass Arbeitssicherheit von der Planung bis zur Ausführung der Bauarbeiten gewährleistet wird.
Die RAB 30 spezifiziert die Anforderungen und Aufgaben des SiGeKo in zwei Stufen, wobei die Stufe der Koordination von der Größe und Komplexität des Projekts abhängt.
Stufe 1 – Koordination bei geringer bis mittlerer Komplexität
Sicherheitskoordinatoren der Stufe 1 sind für Baustellen verantwortlich, auf denen Gefährdungen zwar vorhanden sind, aber insgesamt als gering bis moderat eingestuft werden. Diese Stufe betrifft vor allem kleinere bis mittlere Baustellen mit standardisierten Arbeitsprozessen, die keine außergewöhnlichen Gefährdungen beinhalten. Typische Bauvorhaben in dieser Kategorie umfassen Projekte wie Einfamilienhäuser, kleinere gewerbliche Bauten oder einfache Sanierungen.
Anforderungen an den Koordinator der Stufe 1:
Fachliche Qualifikation: Der Sicherheitskoordinator muss über grundlegende Kenntnisse im Bereich des Arbeitsschutzes verfügen und sollte einschlägige bautechnische Erfahrungen haben. Diese Kenntnisse können durch technische Ausbildungen im Bauwesen (z.B. Bauingenieur, Architekt, Bautechniker) erworben werden, ergänzt durch Schulungen im Arbeitsschutz.
Arbeitsschutzkenntnisse: Neben den technischen Fähigkeiten sind fundierte Kenntnisse der Baustellenverordnung sowie der einschlägigen Arbeitsschutzvorschriften erforderlich. Der Koordinator muss sicherstellen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen auf der Baustelle ordnungsgemäß umgesetzt werden und die Gefährdungen kontrolliert werden.
Schulungen und Zertifizierungen: In der Regel muss der Koordinator der Stufe 1 eine spezifische Weiterbildung im Bereich der Baustellenkoordination und des Arbeitsschutzes vorweisen können, wie beispielsweise die Teilnahme an SiGeKo-Schulungen.
Aufgaben des Koordinators Stufe 1:
Erstellung des SiGePlans: Der SiGePlan enthält alle sicherheitsrelevanten Informationen zur Baustelle, inklusive der geplanten Schutzmaßnahmen. Der Koordinator der Stufe 1 erstellt diesen Plan, stellt die Gefährdungsbeurteilungen zusammen und entwickelt die Schutzmaßnahmen für die beteiligten Unternehmen.
Gefährdungsbeurteilung: Der SiGeKo der Stufe 1 bewertet die vorhandenen Gefährdungen auf der Baustelle, basierend auf den vorliegenden Bauarbeiten und den damit verbundenen Risiken. Bei dieser Stufe handelt es sich meist um überschaubare Risiken, die durch Standardmaßnahmen kontrolliert werden können.
Sicherstellung der Kommunikation: Der Koordinator überwacht die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gewerken und sorgt dafür, dass alle beteiligten Parteien über die geltenden Sicherheitsvorgaben informiert sind.
Kontrolle der Sicherheitsmaßnahmen:Der SiGeKo führt regelmäßige Baustellenbegehungen durch, um sicherzustellen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen korrekt umgesetzt werden. Mängel müssen dokumentiert und die entsprechenden Korrekturmaßnahmen veranlasst werden.
Stufe 2 – Koordination bei hoher Komplexität und erhöhter Gefährdung
Die Stufe 2 umfasst Baustellen mit erhöhter Komplexität und hohem Gefährdungspotenzial. Diese Stufe betrifft Großprojekte wie Hochhäuser, industrielle Anlagen, Tunnelbauten oder Brückenbau, bei denen besondere Gefahrenquellen vorhanden sind, z.B. Arbeiten in großen Höhen, der Umgang mit gefährlichen Stoffen oder das Arbeiten unter extremen Bedingungen (z.B. Druckluftarbeiten). Baustellen der Stufe 2 erfordern eine sehr präzise und umfassende Sicherheitskoordination, da sie mit erheblich höheren Risiken verbunden sind.
Anforderungen an den Koordinator der Stufe 2:
Erweiterte Fachliche Qualifikation: Im Gegensatz zur Stufe 1 benötigt der SiGeKo der Stufe 2 deutlich tiefere und breitere Fachkenntnisse im Bereich des Bauwesens und des Arbeitsschutzes. In der Regel ist eine langjährige Erfahrung in Großprojekten oder ein höherer akademischer Grad (z.B. Bauingenieurwesen oder Sicherheitsmanagement) notwendig.
Vertiefte Arbeitsschutzkenntnisse: Der Sicherheitskoordinator muss über fundierte Kenntnisse in der Bewertung von Gefährdungen in komplexen Bauprojekten verfügen, insbesondere in Bereichen wie Brand- und Explosionsschutz, Umgang mit gefährlichen Stoffen, Arbeiten unter besonderen Witterungsbedingungen und Arbeiten in großen Höhen oder Tiefen.
Spezialisierte Weiterbildung: Der Koordinator der Stufe 2 muss umfassende Weiterbildungen im Bereich des Sicherheits- und Gesundheitsmanagements nachweisen können. Dazu gehört oft auch eine Spezialisierung auf spezifische Gefahren, wie etwa den Einsatz von Gefahrstoffen oder Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen (ATEX-Richtlinie).
Aufgaben des Koordinators Stufe 2:
Erweiterte Erstellung und Pflege des SiGePlans: Der SiGeKo der Stufe 2 erstellt den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan auf Grundlage detaillierter und oft mehrstufiger Gefährdungsbeurteilungen. Dieser Plan muss während der gesamten Bauphase kontinuierlich aktualisiert und angepasst werden, da die Risiken in hochkomplexen Bauprojekten dynamisch sind und sich häufig ändern.
Intensive Gefährdungsbeurteilung: Der SiGeKo der Stufe 2 führt eine umfassende Gefährdungsanalyse durch, die nicht nur die üblichen Arbeitsrisiken berücksichtigt, sondern auch spezifische Gefahren wie Arbeiten in explosiven Atmosphären, extreme Witterungsbedingungen oder den Umgang mit gefährlichen chemischen Stoffen. Dabei müssen oft spezielle Schutzvorkehrungen getroffen werden, die über die Standardmaßnahmen hinausgehen.
Koordination von Hochrisikogewerken: Bei Bauvorhaben der Stufe 2 sind oft verschiedene Gewerke mit unterschiedlichen Risikopotentialen involviert. Der SiGeKo muss dafür sorgen, dass die Arbeiten dieser Gewerke so koordiniert werden, dass keine zusätzlichen Gefährdungen durch Überschneidungen entstehen. Dazu gehört beispielsweise die Abstimmung von Arbeiten in großen Höhen mit anderen Arbeiten am Boden oder das parallele Arbeiten von Unternehmen, die unterschiedliche Sicherheitsanforderungen haben.
Intensivierte Überwachung und Kontrollen: Aufgrund des höheren Gefährdungspotenzials ist die Überwachung der Sicherheitsmaßnahmen auf Baustellen der Stufe 2 intensiver. Regelmäßige und detaillierte Baustellenbegehungen sowie die Kontrolle von spezifischen Maßnahmen (z.B. Notfallszenarien, Evakuierungspläne, persönliche Schutzausrüstung) sind erforderlich. Der Koordinator muss sicherstellen, dass alle Sicherheitsvorgaben eingehalten werden und bei Nichteinhaltung sofortige Maßnahmen ergriffen werden.