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Gefährdungen durch Arbeiten an Bildschirmarbeitsplätzen

Facility Management: Arbeitsschutz » Gefährdungen » Typische Gefährdungen » Bildschirmarbeitsplätze

Rechtliche und Normative Betrachtung

Rechtliche und Normative Betrachtung

Arbeiten an Bildschirmarbeitsplätzen sind in der modernen Arbeitswelt allgegenwärtig. Trotz ihrer vermeintlichen Sicherheit können Tätigkeiten an Bildschirmarbeitsplätzen erhebliche gesundheitliche Belastungen und Gefährdungen mit sich bringen. Diese betreffen vor allem den Bewegungsapparat, die Augen, die Psyche sowie das allgemeine Wohlbefinden der Beschäftigten. Arbeiten an Bildschirmarbeitsplätzen können sowohl physische als auch psychische Belastungen verursachen, wenn Arbeitsplätze und -bedingungen nicht optimal gestaltet sind. Eine konsequente Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, der Einsatz ergonomischer Arbeitsmittel sowie regelmäßige Schulungen und Gefährdungsbeurteilungen sind entscheidend, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu erhalten. Arbeitgeber und Beschäftigte sollten gleichermaßen Verantwortung übernehmen, um eine sichere und gesundheitsförderliche Arbeitsumgebung zu schaffen.

Gefährdungen für den Bewegungsapparat

Zwangshaltungen

  • Gefährdung: Längeres Arbeiten in starren Haltungen, z. B. durch falsche Sitzpositionen oder unzureichend angepasste Arbeitsmittel, kann zu muskulären Verspannungen und Beschwerden im Rücken, Nacken oder den Schultern führen.

Ursachen:

  • Nicht ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze (z. B. falsche Höhe des Schreibtisches oder Stuhls).

  • Keine Bewegungsanreize oder regelmäßigen Positionswechsel.

Gesetzliche Grundlagen:

  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), insbesondere Anhang Nr. 6: Anforderungen an Bildschirmarbeitsplätze.

  • DIN EN ISO 9241-5 (Ergonomie am Arbeitsplatz).

Maßnahmen:

  • Einsatz ergonomischer Bürostühle und höhenverstellbarer Schreibtische.

  • Schulungen zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes und zu korrektem Sitzverhalten.

  • Regelmäßige Pausen für Bewegung und Dehnübungen.

Bewegungsmangel

  • Gefährdung: Langes Sitzen ohne körperliche Aktivität führt zu einer reduzierten Durchblutung, Muskelabbau und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Maßnahmen: Einführung von „bewegten Pausen“.

  • Nutzung von Steh-Sitz-Arbeitsplätzen.

  • Arbeitszeitmodelle, die Bewegungszeiten einplanen.

Augenbelastung (Digital Eye Strain)

  • Gefährdung: Arbeiten an Bildschirmen führt zu einer Überanstrengung der Augen, auch bekannt als Computer Vision Syndrome (CVS). Symptome sind trockene oder brennende Augen, Kopfschmerzen und verschwommenes Sehen.

Ursachen:

  • Falsche Bildschirmhelligkeit und Reflexionen.

  • Langer Fokus auf den Monitor ohne Pausen.

  • Zu geringer oder zu großer Abstand zum Bildschirm.

Gesetzliche Grundlagen:

  • ArbStättV, Anhang Nr. 6: Anforderungen an Bildschirmarbeit, einschließlich der Vermeidung von Blendung und Reflexionen.

  • Arbeitsschutzgesetz (§ 3 ArbSchG: Sicherstellung der Gesundheit durch geeignete Arbeitsbedingungen).

Maßnahmen:

  • Optimierung der Beleuchtung, um Blendungen zu vermeiden.

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen (Augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen gemäß DGUV Vorschrift 3).

  • Einhaltung der „20-20-20-Regel“: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden in 20 Fuß (ca. 6 Meter) Entfernung schauen.

Stress und Monotonie

  • Gefährdung: Bildschirmarbeit kann durch Zeitdruck, monotone Tätigkeiten oder eine hohe Informationsdichte psychische Belastungen verursachen. Dies führt zu Stress, Erschöpfung und langfristig zu Burnout.

Ursachen:

  • Ständige Erreichbarkeit durch digitale Kommunikationsmittel.

  • Fehlende Arbeitsstruktur oder Überforderung durch parallele Aufgaben.

Gesetzliche Grundlagen:

  • Arbeitsschutzgesetz (§ 5 ArbSchG: Pflicht zur Berücksichtigung psychischer Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung).

Maßnahmen:

  • Einführung klarer Arbeitsstrukturen und Pausenzeiten.

  • Begrenzung der Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten.

  • Angebot von Entspannungs- und Stressmanagement-Workshops.

Isolation und soziale Faktoren

  • Gefährdung: Homeoffice oder Einzelarbeitsplätze können zur sozialen Isolation führen, was sich negativ auf das Wohlbefinden auswirkt.

  • Maßnahmen: Förderung sozialer Interaktion durch Team-Meetings und gemeinsame Pausen.

  • Einsatz von digitalen Kommunikationsplattformen zur Förderung des Teamgefühls.

Bildschirmqualität

  • Gefährdung: Veraltete oder qualitativ schlechte Bildschirme können Augenbelastung und Körperfehlhaltungen verstärken.

  • Maßnahmen: Einsatz moderner Flachbildschirme mit hoher Auflösung und einstellbarer Helligkeit.

  • Regelmäßige Wartung und Überprüfung der Geräte.

Eingabegeräte (Tastatur und Maus)

  • Gefährdung: Nicht ergonomische Tastaturen und Mäuse können zu Sehnenentzündungen (z. B. Karpaltunnelsyndrom) und Schmerzen in den Händen und Armen führen.

  • Maßnahmen: Bereitstellung ergonomischer Eingabegeräte.

  • Schulungen zur korrekten Nutzung von Tastatur und Maus.

Beleuchtung

  • Gefährdung: Zu dunkle oder zu helle Beleuchtung sowie Reflexionen auf dem Bildschirm führen zu einer erhöhten Augenbelastung und Kopfschmerzen.

  • Maßnahmen: Einhaltung der Vorgaben der Arbeitsstättenrichtlinie ASR A3.4 („Beleuchtung“).

  • Nutzung blendfreier Lampen und Vermeidung von Reflexionen durch gezielte Anordnung der Arbeitsplätze.

Raumklima

  • Gefährdung: Ein unangenehmes Raumklima (z. B. trockene Luft, Zugluft oder schlechte Belüftung) kann die Konzentration und das Wohlbefinden beeinträchtigen.

  • Maßnahmen: Sicherstellung einer optimalen Luftfeuchtigkeit (40-60 %).

  • Regelmäßige Wartung von Klimaanlagen und Lüftungssystemen.

Fehlende Pausen

  • Gefährdung: Lange ununterbrochene Bildschirmarbeit ohne Pausen kann körperliche und geistige Erschöpfung hervorrufen.

  • Rechtliche Grundlagen: Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Pausenregelung nach § 4.

  • Maßnahmen: Integration von regelmäßigen Kurzpausen in den Arbeitsalltag.

  • Einführung von „aktivierenden Pausen“ mit leichten Bewegungsübungen.

Mangelnde Unterweisung

  • Gefährdung: Unkenntnis der Mitarbeitenden über ergonomisches Arbeiten und Gefährdungen.

  • Maßnahmen: Regelmäßige Schulungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung und zur Nutzung der Arbeitsmittel.

Analyse des Arbeitsplatzes:

  • Überprüfung der ergonomischen Gestaltung, Beleuchtung und Raumklimabedingungen.

Festlegung von Maßnahmen:

  • Optimierung der Arbeitsplatzausstattung.

  • Einführung von Arbeitszeitmodellen mit Pausenregelungen.

Überwachung der Umsetzung:

  • Regelmäßige Kontrolle durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit oder Betriebsärzte.