Erstcheck Arbeitsschutzmanagement
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Checkliste für ein AMS nach ISO 45001
Die ISO 45001 folgt weitgehend der High-Level-Structure. Jede Organisation hat spezifische Risiken, Strukturen und Rahmenbedingungen. Daher sollte die Checkliste an die individuellen Gegebenheiten angepasst werden. Ein systematisches Vorgehen, kombiniert mit regelmäßiger Überprüfung (z. B. interne Audits, Management-Reviews), fördert langfristig eine Kultur der Prävention und kontinuierlichen Verbesserung im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz. Es ist zu beachten, dass sie eine strukturierte Übersicht darstellt und keine vollständige Gap-Analyse oder ein Audit ersetzt.
Verstehen der Organisation und ihres Kontextes
Kategorie | Factoren |
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Interne Faktoren | ●Organisationsstruktur (z. B. Unternehmensgröße, Hierarchien, Standorte). |
Externe Faktoren | ●Rechtliche Rahmenbedingungen (ArbSchG, BetrSichV, DGUV-Vorschriften, ggf. internationale Standards). |
Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien
Kategorie | |
Identifizierung relevanter Stakeholder | ● Beschäftigte, Betriebsrat / Arbeitnehmervertretung. |
Rechtliche und andere Anforderungen | ● Systematische Erfassung (Rechtskataster) aller einschlägigen Vorschriften. |
Führung und Verpflichtung
Kategorie | Factoren |
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Verantwortung der obersten Leitung | ● Sichtbares Engagement für Sicherheit und Gesundheit (z. B. regelmäßige Kommunikation, Budgetfreigaben). |
Kultur und Werte | ● Klares Bekenntnis zur Prävention (Null-Unfall-Philosophie oder Minimierungsstrategie). |
Arbeitsschutzpolitik
Kategorie | Factoren |
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Dokumentierte Politik | ● Unternehmen hat eine schriftliche, auf den Kontext zugeschnittene Arbeitsschutzpolitik. |
Kommunikation der Politik | ● Beschäftigte kennen die Politik; sie ist leicht zugänglich (z. B. Intranet, schwarze Bretter). |
Beteiligung und Konsultation der Beschäftigten
Kategorie | Factoren |
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Partizipation | ● Beschäftigte und Arbeitnehmervertretungen können aktiv mitgestalten (z. B. in Sicherheitskreisen, in der Gefährdungsbeurteilung). |
Offene Kommunikationskultur | ● Transparenz über Unfallzahlen, Beinaheunfälle, Maßnahmen. |
Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse
Kategorie | Factoren |
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Organigramm | ● Klare Darstellung, wer für Arbeitsschutzthemen zuständig ist (Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsarzt, Führungskräfte). |
Fachkompetenz | ● Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt sind rechtzeitig in Planung, Änderungen und Entscheidungen eingebunden. |
Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen
Umfassende Gefährdungsbeurteilung: Physische, chemische, biologische und psychische Gefährdungen berücksichtigen.
Ergonomische Analyse (z. B. Bildschirmarbeitsplätze, manuelle Handhabung von Lasten).
Einbeziehung externer Faktoren (Wetterbedingungen, externe Lieferanten, Besucher).
Homeoffice / Remote-Arbeit: Ergonomie am häuslichen Arbeitsplatz, psychische Belastung durch Isolation, technische Ausstattung, IT-Sicherheit.
Besondere Personengruppen: Jugendliche, Schwangere, Menschen mit Einschränkungen etc.
Risikobewertung
Systematische Methode: Anwendung einer eindeutigen Risikomatrix oder ähnlicher Verfahren (z. B. FMEA).
Priorisierung nach Wahrscheinlichkeit und Schwere der möglichen Folgen.
Chancen: Identifizierung möglicher Verbesserungen (z. B. Digitalisierung, neue Maschinen, Ausbildungskonzepte).
Rechtliche und sonstige Anforderungen (6.1.3)
Rechtskataster: Aktualisiertes Verzeichnis aller relevanten Gesetze, Verordnungen und Normen.
Prozess zur Überwachung von Gesetzesänderungen (z. B. Newsletter von Behörden oder Berufsgenossenschaften).
Konsequente Umsetzung: Interne Audits oder Compliance-Checks zur Überprüfung der Einhaltung.
Ziele für den Arbeitsschutz und Planung zu deren Erreichung
Zieldefinition: Klare, messbare und terminierte Ziele (Reduzierung von Unfallzahlen, Förderung gesundheitlicher Maßnahmen).
Maßnahmenplan: Verantwortlichkeiten, Fristen, benötigte Ressourcen, Überwachung des Fortschritts.
Kommunikation & Motivation: Transparente Information an alle Beschäftigten, regelmäßige Berichte über den Zielerreichungsgrad.
Kompetenzen
Kategorie | Factoren |
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Schulungskonzept | ● Gesetzlich vorgeschriebene Unterweisungen (z. B. mindestens jährlich) plus bedarfsorientierte Vertiefungen (Erste Hilfe, Brandschutzhelfer, Gefahrstoffschulungen). |
Fortbildung und Wissensmanagement | ● Dokumentation aller Schulungen, Nachhalten der Wirksamkeit. |
Bewusstsein
Kategorie | Factoren |
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Verständnis der Beschäftigten | ● Jede*r weiß, welche Rolle und Verantwortung er/sie hat (z. B. Melden von Gefährdungen). |
Sensibilisierung | ● Kontinuierliche Aktivitäten (z. B. Safety Talks, Toolbox-Meetings) zur Förderung einer gelebten Sicherheitskultur. |
Ressourcen
Kategorie | Factoren |
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Personelle und finanzielle Mittel | ● Ausreichendes Budget für Schulungen, PSA, technische Umrüstungen. |
Infrastruktur | ● Sichere Arbeitsplätze, Maschinen und Anlagen (inkl. Wartung und Prüfung). |
Kommunikation
Kategorie | Factoren |
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Interne Kommunikation | ● Vielfältige Informationskanäle (Schwarzes Brett, Intranet, regelmäßige Meetings). |
Externe Kommunikation | ● Klare Kommunikationsstrukturen zu Behörden, Kunden, Presse im Fall von Unfällen oder Krisen. |
Dokumentierte Information
Lenkung von Dokumenten: Einheitliches System für Erstellung, Freigabe, Aktualisierung und Archivierung (z. B. digitales Dokumentenmanagement).
Vertraulichkeit und Integrität: Schutz sensibler Daten (z. B. Gesundheitsdaten, Auditberichte).
Aktualität: Regelmäßige Überprüfung und Revision wichtiger Dokumente (Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen).
Betriebliche Planung und Steuerung
Kategorie | Factoren |
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Prozesssteuerung | ● Arbeits- und Betriebsanweisungen für alle relevanten Tätigkeiten, sichtbar und verständlich. |
Gefährdungsbeurteilung in der Praxis | ● Technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen (TOP-Prinzip) werden konsequent umgesetzt. |
Ergonomie und gesundheitliche Prävention | ● Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse (z. B. Arbeitsmittel, Körperhaltung, regelmäßige Pausen). |
Änderungsprozesse
Formales Verfahren (Change Management) zur Bewertung von Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit.
Dokumentation und Freigabe vor Umsetzung (z. B. Checklisten, Aktualisierung Gefährdungsbeurteilung).
Fremdfirmenmanagement und Beschaffung
Kategorie | Factoren |
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Beschaffung | ● Vorgaben in Ausschreibungen und Bestellungen: Einhaltung von Arbeitsschutzstandards (z. B. CE-Kennzeichnung). |
Fremdpersonal | ● Einweisung in die betrieblichen Sicherheitsvorschriften (Besuchersicherheit, Leiharbeit, Subunternehmen). |
Ergonomie und gesundheitliche Prävention | ● Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse (z. B. Arbeitsmittel, Körperhaltung, regelmäßige Pausen). |
Notfallplanung und Reaktion
Kategorie | Factoren |
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Notfallpläne | ● Genaue Szenarien definieren (Brand, Explosion, Chemieunfall, Naturkatastrophen, Stromausfall). |
Regelmäßige Notfallübungen | ● Evakuierungsübungen mit Dokumentation und Nachbesprechung (Lessons Learned). |
Erste Hilfe | ● Genügend Ersthelfer, regelmäßige Fortbildungen. |
Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
Kategorie | Factoren |
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Kennzahlen (KPIs) | ● Unfallquote, Beinaheunfälle, Krankheitstage, Verbesserungsvorschläge. |
Regelmäßige Auswertung | ● Trendanalysen und Abgleich mit Zielen (z. B. Korrekturmaßnahmen bei Abweichungen). |
Interne Audits
Kategorie | Factoren |
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Auditprogramm | ● Planung, wer, was, wann auditiert. Deckung aller relevanten Bereiche und Standorte. |
Kompetenz der Auditoren | ● Schulung in Arbeitsschutz und Auditmethodik. |
Dokumentation | ● Feststellungen, Abweichungen und Verbesserungen werden in Maßnahmen überführt. |
Managementbewertung
Kategorie | Factoren |
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Input | ● Ergebnisse aus Audits, Unfallstatistiken, Änderungen in Gesetzgebung, Feedback von Beschäftigten. |
Output | ● Entscheidungen über Ressourcen, neue Ziele oder Maßnahmenpläne. |
Vorfalluntersuchung und Korrekturmaßnahmen
Kategorie | Factoren |
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Meldekultur | ● Unfälle, Beinaheunfälle, Sicherheitsmängel werden konsequent gemeldet und untersucht (Ursachenanalyse). |
Korrekturmaßnahmen | ● Definition, Umsetzung und Verfolgung (Wer, bis wann, wie?). |
Kontinuierliche Verbesserung
Kategorie | Factoren |
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Feedback-Schleifen | ● Lessons Learned aus Vorfällen, Audits, Gefährdungsbeurteilungen werden regelmäßig diskutiert und ins System integriert. |
Strategische Weiterentwicklung | ● Einbeziehung neuer Technologien und Trends (z. B. Digitalisierung, Sensorik für Arbeitssicherheit). |
Wichtige zusätzliche Vertiefungen und Aspekte
Psychische Gefährdungsbeurteilung: Gesetzlich in Deutschland gefordert: systematische Erfassung und Bewertung psychischer Belastungen (z. B. Stress, Überforderung, Monotonie).
Maßnahmen: Führungskräftetrainings, Konfliktmanagement, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Regelungen, Gesundheitskurse.
Ergonomie: Ergonomische Gestaltung aller Arbeitsplätze (manuell und PC-Arbeit).
Regelmäßige Überprüfung (z. B. Checklisten, Beratung durch Fachkräfte).
Schulungen (richtige Körperhaltung, Pausenorganisation).
Homeoffice und mobiles Arbeiten: Klare Regelungen zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit (Vermeidung von ständiger Verfügbarkeit).
Technische Ausstattung (sicherer Zugang zum Firmennetz, ergonomische Mindestanforderungen).
Psychische Faktoren (Isolation, fehlende Trennung von Beruf und Privatleben).
Besondere Personengruppen: Schwangere, Stillende, Jugendliche, Mitarbeitende mit körperlichen Einschränkungen.
Anpassung von Arbeitsplätzen und Tätigkeiten (z. B. besondere Schutzmaßnahmen, kürzere Arbeitszeiten).
Enge Abstimmung mit Betriebsarzt und Personalabteilung.
Lieferkette und Fremdfirmenmanagement: Auswahl von Lieferanten nach Arbeitsschutzkriterien.
Vertragsgestaltung und Überwachung (z. B. Sicherheitsvereinbarungen, Einhaltung von PSA-Pflichten).
Koordination, wenn Fremdfirmen gleichzeitig auf dem Betriebsgelände arbeiten (z. B. Sicherheitsausschuss, Koordinator).
IT-Sicherheit (OT-/Cybersecurity): In kritischen Branchen kann die Sicherheit von Steuerungs- und Leitsystemen relevant für den Gesundheitsschutz sein (z. B. Ausfall von Maschinen, Gefahren durch Manipulation).
Ggf. Verknüpfung mit Informationssicherheitsmanagement (ISO 27001).
Dokumentation und Integration mit anderen Managementsystemen: Synergien nutzen, wenn ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) oder andere Normen eingeführt sind.
Einheitliches Dokumentenmanagement, gemeinsame Audits, einheitliche Berichtsstrukturen (Anhang SL erleichtert Integration).
Rechtliche Updates und Compliance-Management: Fortlaufende Anpassung an neue Vorschriften (z. B. Änderungen im Arbeitsschutzgesetz, Technische Regeln).
Zugehörige Prozesse in der Organisation verankern, Verantwortlichkeiten klar definieren.
Digitale Tools und Auswertungen: Digitale Unterstützung bei Gefährdungsbeurteilungen, Auditplanung, Unfallmeldungen, KPI-Tracking.
Nutzung von Dashboards oder Business-Intelligence-Lösungen, um Trends frühzeitig zu erkennen (z. B. steigende Unfallzahlen in bestimmten Bereichen).