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Erstcheck Arbeitsschutzmanagement

Facility Management: Arbeitsschutz » AMS » Erstcheck AMS

Checkliste für ein AMS nach ISO 45001

Die ISO 45001 folgt weitgehend der High-Level-Structure. Jede Organisation hat spezifische Risiken, Strukturen und Rahmenbedingungen. Daher sollte die Checkliste an die individuellen Gegebenheiten angepasst werden. Ein systematisches Vorgehen, kombiniert mit regelmäßiger Überprüfung (z. B. interne Audits, Management-Reviews), fördert langfristig eine Kultur der Prävention und kontinuierlichen Verbesserung im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz. Es ist zu beachten, dass sie eine strukturierte Übersicht darstellt und keine vollständige Gap-Analyse oder ein Audit ersetzt.

Verstehen der Organisation und ihres Kontextes

Kategorie

Factoren

Interne Faktoren

Organisationsstruktur (z. B. Unternehmensgröße, Hierarchien, Standorte).
Ressourcen (Budget, Personal, Technologien, Kompetenzen).
Unternehmenskultur in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit (z. B. Fehlerkultur, Offenheit).
Bisherige Erfahrungen mit Arbeits- und Gesundheitsschutz (Unfallstatistiken, bestehende Managementsysteme).

Externe Faktoren

●Rechtliche Rahmenbedingungen (ArbSchG, BetrSichV, DGUV-Vorschriften, ggf. internationale Standards).
●Branchen- und Markterfordernisse (z. B. Kundenanforderungen, Lieferkettengesetze).
●Gesellschaftliche Erwartungen (z. B. Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility).
●Wirtschaftliche und politische Entwicklungen, die Auswirkungen auf den Arbeitsschutz haben können (z. B. Pandemien, Materialknappheit).

Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien

Kategorie

 

Identifizierung relevanter Stakeholder

Beschäftigte, Betriebsrat / Arbeitnehmervertretung.
Lieferanten, Dienstleister, Subunternehmer.
Kunden, Nachbarn, Versicherer, Behörden, Öffentlichkeit.

Rechtliche und andere Anforderungen

Systematische Erfassung (Rechtskataster) aller einschlägigen Vorschriften.
Prozess zum regelmäßigen Update gesetzlicher Änderungen (Wer verantwortet das? Wie erfolgt die Informationsbeschaffung?).

Festlegen des Anwendungsbereichs

  • Welche Standorte, Abteilungen und Tätigkeiten sind vom AMS erfasst?

  • Umgang mit ausgelagerten Prozessen und externen Dienstleistern (Inklusion oder Abgrenzung).

Arbeitsschutzmanagementsystem

  • Nachweis, dass alle relevanten Anforderungen der ISO 45001 (Plan-Do-Check-Act) erfüllt sind.

  • Dokumentierte Prozesse zur Planung, Umsetzung, Überwachung und Verbesserung.

Führung und Verpflichtung

Kategorie

Factoren

Verantwortung der obersten Leitung

Sichtbares Engagement für Sicherheit und Gesundheit (z. B. regelmäßige Kommunikation, Budgetfreigaben).
Vorbildfunktion der Führungskräfte (z. B. Tragen von PSA, Einhalten von Sicherheitsregeln).

Kultur und Werte

Klares Bekenntnis zur Prävention (Null-Unfall-Philosophie oder Minimierungsstrategie).
Einbindung in strategische Unternehmensziele.

Arbeitsschutzpolitik

Kategorie

Factoren

Dokumentierte Politik

Unternehmen hat eine schriftliche, auf den Kontext zugeschnittene Arbeitsschutzpolitik.
Verpflichtung zur Einhaltung gesetzlicher Anforderungen, kontinuierlicher Verbesserung und Gefährdungsbeseitigung.

Kommunikation der Politik

Beschäftigte kennen die Politik; sie ist leicht zugänglich (z. B. Intranet, schwarze Bretter).
Politik wird auch extern veröffentlicht (z. B. Webseite), falls passend.

Beteiligung und Konsultation der Beschäftigten

Kategorie

Factoren

Partizipation

Beschäftigte und Arbeitnehmervertretungen können aktiv mitgestalten (z. B. in Sicherheitskreisen, in der Gefährdungsbeurteilung).
Regelmäßige Befragungen, Workshops oder Meetings zu Sicherheitsthemen.

Offene Kommunikationskultur

Transparenz über Unfallzahlen, Beinaheunfälle, Maßnahmen.
Fehler- und Lernkultur statt Schuldzuweisung.

Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse

Kategorie

Factoren

Organigramm

Klare Darstellung, wer für Arbeitsschutzthemen zuständig ist (Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsarzt, Führungskräfte).

Fachkompetenz

Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt sind rechtzeitig in Planung, Änderungen und Entscheidungen eingebunden.
Abgrenzung und Überschneidung von Rollen (z. B. Umweltbeauftragte, Qualitätsmanager) sind geklärt.

Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen

  • Umfassende Gefährdungsbeurteilung: Physische, chemische, biologische und psychische Gefährdungen berücksichtigen.

  • Ergonomische Analyse (z. B. Bildschirmarbeitsplätze, manuelle Handhabung von Lasten).

  • Einbeziehung externer Faktoren (Wetterbedingungen, externe Lieferanten, Besucher).

  • Homeoffice / Remote-Arbeit: Ergonomie am häuslichen Arbeitsplatz, psychische Belastung durch Isolation, technische Ausstattung, IT-Sicherheit.

  • Besondere Personengruppen: Jugendliche, Schwangere, Menschen mit Einschränkungen etc.

Risikobewertung

  • Systematische Methode: Anwendung einer eindeutigen Risikomatrix oder ähnlicher Verfahren (z. B. FMEA).

  • Priorisierung nach Wahrscheinlichkeit und Schwere der möglichen Folgen.

  • Chancen: Identifizierung möglicher Verbesserungen (z. B. Digitalisierung, neue Maschinen, Ausbildungskonzepte).

Rechtliche und sonstige Anforderungen (6.1.3)

  • Rechtskataster: Aktualisiertes Verzeichnis aller relevanten Gesetze, Verordnungen und Normen.

  • Prozess zur Überwachung von Gesetzesänderungen (z. B. Newsletter von Behörden oder Berufsgenossenschaften).

  • Konsequente Umsetzung: Interne Audits oder Compliance-Checks zur Überprüfung der Einhaltung.

Ziele für den Arbeitsschutz und Planung zu deren Erreichung

  • Zieldefinition: Klare, messbare und terminierte Ziele (Reduzierung von Unfallzahlen, Förderung gesundheitlicher Maßnahmen).

  • Maßnahmenplan: Verantwortlichkeiten, Fristen, benötigte Ressourcen, Überwachung des Fortschritts.

  • Kommunikation & Motivation: Transparente Information an alle Beschäftigten, regelmäßige Berichte über den Zielerreichungsgrad.

Kompetenzen

Kategorie

Factoren

Schulungskonzept

Gesetzlich vorgeschriebene Unterweisungen (z. B. mindestens jährlich) plus bedarfsorientierte Vertiefungen (Erste Hilfe, Brandschutzhelfer, Gefahrstoffschulungen).
Spezielle Trainings für Führungskräfte (z. B. Stressmanagement, Führen in Krisensituationen).

Fortbildung und Wissensmanagement

Dokumentation aller Schulungen, Nachhalten der Wirksamkeit.
Prozesse, wie neue Beschäftigte und Versetzte in die notwendigen Sicherheitsaspekte eingewiesen werden.

Bewusstsein

Kategorie

Factoren

Verständnis der Beschäftigten

Jede*r weiß, welche Rolle und Verantwortung er/sie hat (z. B. Melden von Gefährdungen).
Kenntnis über das richtige Verhalten im Notfall.

Sensibilisierung

Kontinuierliche Aktivitäten (z. B. Safety Talks, Toolbox-Meetings) zur Förderung einer gelebten Sicherheitskultur.

Ressourcen

Kategorie

Factoren

Personelle und finanzielle Mittel

Ausreichendes Budget für Schulungen, PSA, technische Umrüstungen.
Fachkräfte in ausreichender Anzahl (z. B. Sicherheitsbeauftragte, Ersthelfer).

Infrastruktur

Sichere Arbeitsplätze, Maschinen und Anlagen (inkl. Wartung und Prüfung).
Angemessene Räumlichkeiten für Pausen, Erholung und ggf. Homeoffice-Ausstattung.

Kommunikation

Kategorie

Factoren

Interne Kommunikation

Vielfältige Informationskanäle (Schwarzes Brett, Intranet, regelmäßige Meetings).
Möglichkeit zur anonymen Meldung von Sicherheitsmängeln oder Beschwerden.

Externe Kommunikation

Klare Kommunikationsstrukturen zu Behörden, Kunden, Presse im Fall von Unfällen oder Krisen.
Information an Lieferanten und Dienstleister über betriebsspezifische Anforderungen.

Dokumentierte Information

  • Lenkung von Dokumenten: Einheitliches System für Erstellung, Freigabe, Aktualisierung und Archivierung (z. B. digitales Dokumentenmanagement).

  • Vertraulichkeit und Integrität: Schutz sensibler Daten (z. B. Gesundheitsdaten, Auditberichte).

  • Aktualität: Regelmäßige Überprüfung und Revision wichtiger Dokumente (Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen).

Betriebliche Planung und Steuerung

Kategorie

Factoren

Prozesssteuerung

Arbeits- und Betriebsanweisungen für alle relevanten Tätigkeiten, sichtbar und verständlich.
Überwachung der Einhaltung (Sicherheitsbegehungen, Kontrollen).

Gefährdungsbeurteilung in der Praxis

Technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen (TOP-Prinzip) werden konsequent umgesetzt.

Ergonomie und gesundheitliche Prävention

Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse (z. B. Arbeitsmittel, Körperhaltung, regelmäßige Pausen).
Angebote für Mitarbeitende (z. B. Rückenschule, Sportkurse, Stressbewältigungsmaßnahmen).

Änderungsprozesse

  • Formales Verfahren (Change Management) zur Bewertung von Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit.

  • Dokumentation und Freigabe vor Umsetzung (z. B. Checklisten, Aktualisierung Gefährdungsbeurteilung).

Fremdfirmenmanagement und Beschaffung

Kategorie

Factoren

Beschaffung

Vorgaben in Ausschreibungen und Bestellungen: Einhaltung von Arbeitsschutzstandards (z. B. CE-Kennzeichnung).
Bewertung von Lieferanten nach Sicherheitskriterien.

Fremdpersonal

Einweisung in die betrieblichen Sicherheitsvorschriften (Besuchersicherheit, Leiharbeit, Subunternehmen).
Klare Vertragsregelungen, wer wofür verantwortlich ist (z. B. Wartung, Reparatur, PSA).

Ergonomie und gesundheitliche Prävention

Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse (z. B. Arbeitsmittel, Körperhaltung, regelmäßige Pausen).
Angebote für Mitarbeitende (z. B. Rückenschule, Sportkurse, Stressbewältigungsmaßnahmen).

Notfallplanung und Reaktion

Kategorie

Factoren

Notfallpläne

Genaue Szenarien definieren (Brand, Explosion, Chemieunfall, Naturkatastrophen, Stromausfall).
Kennzeichnung von Flucht- und Rettungswegen, Sammelplätzen.

Regelmäßige Notfallübungen

Evakuierungsübungen mit Dokumentation und Nachbesprechung (Lessons Learned).

Erste Hilfe

Genügend Ersthelfer, regelmäßige Fortbildungen.
Ausreichend und funktionsfähige Rettungsmittel (Erste-Hilfe-Koffer, Defibrillator) an zentralen Stellen.

Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung

Kategorie

Factoren

Kennzahlen (KPIs)

Unfallquote, Beinaheunfälle, Krankheitstage, Verbesserungsvorschläge.
Psychische Belastungsindikatoren (z. B. Fluktuationsrate, Fehlzeitenstatistiken).

Regelmäßige Auswertung

Trendanalysen und Abgleich mit Zielen (z. B. Korrekturmaßnahmen bei Abweichungen).

Interne Audits

Kategorie

Factoren

Auditprogramm

Planung, wer, was, wann auditiert. Deckung aller relevanten Bereiche und Standorte.

Kompetenz der Auditoren

Schulung in Arbeitsschutz und Auditmethodik.
Unabhängigkeit (Auditoren prüfen möglichst nicht ihre eigenen Prozesse).

Dokumentation

Feststellungen, Abweichungen und Verbesserungen werden in Maßnahmen überführt.

Managementbewertung

Kategorie

Factoren

Input

Ergebnisse aus Audits, Unfallstatistiken, Änderungen in Gesetzgebung, Feedback von Beschäftigten.

Output

Entscheidungen über Ressourcen, neue Ziele oder Maßnahmenpläne.
Top-Management leitet konkrete Verbesserungen ein, z. B. Anschaffungsbudget für PSA oder ergonomische Möbel.

Vorfalluntersuchung und Korrekturmaßnahmen

Kategorie

Factoren

Meldekultur

Unfälle, Beinaheunfälle, Sicherheitsmängel werden konsequent gemeldet und untersucht (Ursachenanalyse).
Offene und faire Fehlerkultur: Ziel ist Lernen, nicht Schuldzuweisung.

Korrekturmaßnahmen

● Definition, Umsetzung und Verfolgung (Wer, bis wann, wie?).
● Wirksamkeitskontrolle: Haben die Maßnahmen das Risiko tatsächlich reduziert?

Kontinuierliche Verbesserung

Kategorie

Factoren

Feedback-Schleifen

Lessons Learned aus Vorfällen, Audits, Gefährdungsbeurteilungen werden regelmäßig diskutiert und ins System integriert.

Strategische Weiterentwicklung

Einbeziehung neuer Technologien und Trends (z. B. Digitalisierung, Sensorik für Arbeitssicherheit).
Regelmäßige Evaluierung der Sicherheitskultur (z. B. Befragungen, externe Benchmarking).

Wichtige zusätzliche Vertiefungen und Aspekte

  • Psychische Gefährdungsbeurteilung: Gesetzlich in Deutschland gefordert: systematische Erfassung und Bewertung psychischer Belastungen (z. B. Stress, Überforderung, Monotonie).

  • Maßnahmen: Führungskräftetrainings, Konfliktmanagement, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Regelungen, Gesundheitskurse.

  • Ergonomie: Ergonomische Gestaltung aller Arbeitsplätze (manuell und PC-Arbeit).

  • Regelmäßige Überprüfung (z. B. Checklisten, Beratung durch Fachkräfte).

  • Schulungen (richtige Körperhaltung, Pausenorganisation).

  • Homeoffice und mobiles Arbeiten: Klare Regelungen zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit (Vermeidung von ständiger Verfügbarkeit).

  • Technische Ausstattung (sicherer Zugang zum Firmennetz, ergonomische Mindestanforderungen).

  • Psychische Faktoren (Isolation, fehlende Trennung von Beruf und Privatleben).

  • Besondere Personengruppen: Schwangere, Stillende, Jugendliche, Mitarbeitende mit körperlichen Einschränkungen.

  • Anpassung von Arbeitsplätzen und Tätigkeiten (z. B. besondere Schutzmaßnahmen, kürzere Arbeitszeiten).

  • Enge Abstimmung mit Betriebsarzt und Personalabteilung.

  • Lieferkette und Fremdfirmenmanagement: Auswahl von Lieferanten nach Arbeitsschutzkriterien.

  • Vertragsgestaltung und Überwachung (z. B. Sicherheitsvereinbarungen, Einhaltung von PSA-Pflichten).

  • Koordination, wenn Fremdfirmen gleichzeitig auf dem Betriebsgelände arbeiten (z. B. Sicherheitsausschuss, Koordinator).

  • IT-Sicherheit (OT-/Cybersecurity): In kritischen Branchen kann die Sicherheit von Steuerungs- und Leitsystemen relevant für den Gesundheitsschutz sein (z. B. Ausfall von Maschinen, Gefahren durch Manipulation).

  • Ggf. Verknüpfung mit Informationssicherheitsmanagement (ISO 27001).

  • Dokumentation und Integration mit anderen Managementsystemen: Synergien nutzen, wenn ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) oder andere Normen eingeführt sind.

  • Einheitliches Dokumentenmanagement, gemeinsame Audits, einheitliche Berichtsstrukturen (Anhang SL erleichtert Integration).

  • Rechtliche Updates und Compliance-Management: Fortlaufende Anpassung an neue Vorschriften (z. B. Änderungen im Arbeitsschutzgesetz, Technische Regeln).

  • Zugehörige Prozesse in der Organisation verankern, Verantwortlichkeiten klar definieren.

  • Digitale Tools und Auswertungen: Digitale Unterstützung bei Gefährdungsbeurteilungen, Auditplanung, Unfallmeldungen, KPI-Tracking.

  • Nutzung von Dashboards oder Business-Intelligence-Lösungen, um Trends frühzeitig zu erkennen (z. B. steigende Unfallzahlen in bestimmten Bereichen).